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Tag 15: Puezhütte bis Rifugio Boè

Nach einer nicht ganz so erholsamen Nacht in einem sehr engen und kleinen Matratzenlager haben wir uns heute nach dem Frühstück auf den Weg zum Rifugio Boé und dem Piz Boé gemacht. Wir sind mit Absicht schon früh am morgen aufgebrochen, da zum einen eine lange und anstrengende Etappe vor uns lag und zum anderen der erste Teil der Strecke auch bei italienischen Halbtagswanderern sehr beliebt war.

Los ging es zunächst ein kleines Stück bergab, bis wir einen kleinen aber wunderschönen See erreicht haben. Dieser lag in einer Senke und spiegelte die umliegenden Berge wieder.

Wie ihr also sehen könnt, geht es bei uns, was das Panorama betrifft, genauso schön weiter, wie es gestern aufgehört hat. Vom See aus ging es dann über einen kleinen Trampelpfad durch große Gesteinsbrocken hindurch hinauf zum Ciampei-Joch. Von dort aus konnten wir die Hütte, in der wir genächtigt haben noch ein letztes Mal sehen. Als wir uns anschließend auf den Weg nach unten gemacht haben, konnten wir beobachten, wie der Helikopter die Hütten im Umkreis mit Lebensmitteln versorgt hat.

Über sehr schmale Wege und durch große Geröllfelder haben wir das Crespeina-Joch erreicht. Von hier aus ging es jetzt über das Cir-Joch hinunter bis zum Grödner Joch (2125 m). Bei unserem Abstieg mussten wir uns sehr beeilen, denn schon bald kamen uns die ersten Tagestouristen entgegen, die in großen Scharen den Berg hinauf gegangen sind. Wir waren die nächste Stunde also eher damit beschäftigt, den anderen Menschen aus dem Weg zu gehen als die Landschaft zu genießen. Wir können nur so viel sagen, es ist wirklich unglaublich wie viele Menschen in einer Schlange den Berg hinauf klettern können und wie viele Parfümwolken sie dabei in der klaren Bergluft hinterlassen.

Unten angekommen sind wir direkt weiter gegangen, um möglichst schnell zurück in die Natur zu kommen und vor den Menschenmassen zu fliehen. Wir können definitiv bestätigen, dass der Wanderführer mit der Aussage, dass der Pass aus der Ferne am schönsten sei, genau ins Schwarze trifft.

Nach einem kurzen Anstieg auf schmalem Weg über Wiesen, wechselte der Untergrund recht schnell zu kleinem Geröll. Zunächst sind wir ein gutes Stück in engen Kehren durch das Geröllfeld aufgestiegen, bis wir dann den Beginn des Klettersteiges erreicht haben. Auf unserem Weg nach oben sind wir wieder an einigen Tagestouristen vorbeigekommen, die wir aber, aufgrund unserer guten Kondition, recht schnell hinter uns gelassen haben. Nun hieß es für uns: Wanderstöcke einpacken und klettern! Luisa war ab sofort in ihrem Element und auch Moritz gewöhnte sich schnell an die ungewohnte Umgebung und fand den Spaß am Klettern. Nach etwa 20 Minuten haben wir dann das erste Plateau mit der Pisciadù-Hütte und dem wunderschön gelegenen See erreicht. Von dort oben hatte man schon eine grandiose Sicht über die Berge, die bereits hinter uns lagen. Außerdem können wir den Apfelstrudel mit Vanillesoße von dieser Hütte sehr empfehlen.

Frisch gestärkt und nach einer kleinen Pause haben wir uns dann an den zweiten Teil unseres heutigen Aufstiegs gemacht. Es ging zunächst wieder durch ein Schotterfeld und dann über einen kleinen Klettersteig den Berg hinauf. Nach etwa einer halben Stunde haben wir ein weiteres kleines Plateau erreicht, das uns landschaftlich bereits ein wenig an eine Mondlandschaft erinnert.

Unser heutiges Ziel lag aber noch deutlich höher und deutlich spektakulärer. Also sind wir nachdem Moritz ein paar Bilder geschossen hat, direkt weiter den Berg hinauf gestapft. Nach etwa einer halben Stunde haben wir dann den höchsten Punkt unserer Alpenüberquerung erreicht (zumindest, wenn man aufgrund von schlechtem Wetter nicht auf den Piz Boé gehen kann). Als wir die letzten Schritte hinauf zu diesem wahnsinnig großen Hochplateau aufgestiegen sind, konnten wir nicht glauben wie sich die Landschaft verändert hat. Wir haben uns gefühlt, als wären wir soeben mit einem Raumschiff auf dem Mond gelandet, doch seht selbst:

Nachdem wir die Umgebung eine Weile in uns aufgesaugt haben, sind wir zunächst ein kleines Stück hinunter gegangen, um dann noch einmal über einen kleinen Hügel zu gehen. Von dort aus hatten wir wieder einmal eine bombastische Aussicht auf die umliegenden Berge. Unser heutiges Etappenziel befand sich direkt hinter diesem kleinen Hügel und somit waren wir nach weiteren 10 Minuten am Ziel. Genau rechtzeitig, denn ein paar Sekunden später hat es angefangen zu Regnen. Doch zum Glück hielt der Regen nicht lange an.

An der Hütte angekommen haben wir unsere Rucksäcke abgelegt und eine kleine Brotzeit zu uns genommen, um uns für den letzten Aufstieg (etwa 280 Höhenmeter) zu stärken. Da nach unserer Pause wieder die Sonne geschienen hat, wollten wir uns die Chance einen 3000er zu besteigen nicht nehmen lassen. Wir stapften also eifrig drauf los und haben es genossen ohne Rucksack unterwegs zu sein. Lediglich die Kamera hatten wir als Gepäck dabei.

Der Anstieg verlief zunächst über ein weiteres Geröllfeld und mündete dann in eine mit Stahlseilen versehene Passage. Danach ging es zwischen größeren Gesteinsbrocken hindurch, bis wir dann nach insgesamt einer halben Stunde Anstieg auf dem Gipfel des 3152 m hohen Piz Boé standen. Wir können ab sofort sagen, dass wir den höchsten Punkt unserer Alpenüberquerung und unseren aller ersten 3000er bestiegen haben. Leider war die Sicht dort oben nicht ganz so toll. Die „tief“ hängenden Wolken haben uns das Fotografieren und ein wenig erschwert. Doch die Aussicht und das Gefühl dort oben zu stehen haben wir in vollen Zügen genossen. Die Gipfelfanta hat natürlich besonders gut geschmeckt.

Nachdem der Gipfel dann völlig im Nebel eingehüllt war, haben wir uns an den Abstieg gemacht und waren in etwa 20 Minuten wieder „unten (2873 m)“ am Rifugio Boé angekommen. Nun wartete eine eiskalte Dusche und ein wohlverdientes Abendessen auf uns.

Tourdaten zur fünfzehnten Etappe

   
Ort:

Streckenlänge:
Höhenmeter:
Reine Gehzeit:
Puezhütte bis Rifugio Boè14 km1270 m / 860 m6:15 h


Kommentare


Lis 26. August 2017 um 00:20

Gigantisch schöne Fotos. Kann das Leuchten eurer Augen spüren.

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Anne 26. August 2017 um 11:41

Super tolle Bilder! Auf der Pisciadù-Hütte bin ich vor Jahren auch schon mal gewesen. Den Piz Boé haben wir damals nicht bestiegen, aber die Landschaft dort ist wirklich einmalig! Toller Bericht!

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